Die Korrespondenz des Friedrich von Gentz mit dem Internuntius Franz Freiherr von Ottenfels-Gschwind in den Jahren 1822-1825

Einleitung

Christian Maiwald

<1>

Der Aufsatz stellt erste Konzeptionen der geplanten Masterarbeit des Verfassers dar, die sich der Analyse von Fremdwahrnehmungen im Briefwechsel zwischen Friedrich von Gentz (1764-1832) und Franz Freiherr von Ottenfels-Gschwind (1778-1851) widmen wird. Dabei handelt es sich um einen 'Werkstattbericht', der erste Ansätze und Ergebnisse zu präsentieren sucht. Ausgangspunkt ist dabei die Beobachtung, dass Gentz, der sich selbst nicht nur als politischen Akteur, sondern auch als Menschen mit einer "intellectuelle[n] Existenz" [1] verstand, von der österreichischen Metropole Wien aus in intensiver Art und Weise den Orient in den Fokus seiner Interessen nahm.

<2>

Die behandelten Briefe sind als Xerokopien in der "Sammlung Herterich" enthalten, die der Kölner Lokal-, Landes- und Bundespolitiker Günter Herterich in mühsamer Arbeit zusammengetragen und vor einigen Jahren der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vermacht hat. [2] Die seit kurzem auf der digitalen Plattform "Gentz digital" [3] greifbare Gentz-Ottenfels-Korrespondenz aus dieser Sammlung besteht aus fünf Briefen von Ottenfels an Gentz und 269 Briefen von Gentz an Ottenfels. Von den insgesamt 274 Briefen sind mindestens 265 bisher ungedruckt, der Forschung also nicht in Form einer veritablen Quellenedition zugänglich. Dementsprechend unbeachtet blieb diese Korrespondenz bisher auch in der internationalen Gentz-Forschung. Die Korrespondenz umfasst den Zeitraum der Jahre von 1822 bis 1832. Im vorliegenden Beitrag, der seinem Wesen nach den jetzigen Stand der Untersuchungen des Verfassers widerspiegelt, können jedoch lediglich die Briefe des Zeitraums von 1822 bis 1825 berücksichtigt werden.

<3>

Der Aufsatz ist wie folgt gegliedert: Nach einführenden Informationen zu den handelnden Akteuren und zum historischen Rahmen werden einige Wesensmerkmale der Korrespondenz dargelegt, um anschließend vor allem die Gentz'schen Wahrnehmungserfahrungen zu berücksichtigen. Wie dachte Gentz über das islamische Reich der Osmanen, seine politischen Entscheidungsträger und die damalige Diplomatie, die das Reich des Padischahs in den 1820er Jahren in den Fokus internationaler Aufmerksamkeit rückte? Interessant sind hierbei vor allem Abweichungen vom gesamteuropäischen Diskurs der Zeit. Da Gentz selbst nie die Länder des Osmanischen Reiches oder gar der islamischen Welt bereiste, müssen abschließend Überlegungen angestellt werden, wie er an seine Informationen über das ihm 'Fremde' gelangen konnte. Da Fremdwahrnehmung und Informationsvermittlung auf das engste miteinander verbunden sind, kommt der Frage nach Berichterstattung, Aufnahme und Verwertung von Wissen eine besondere Rolle zu.

Anmerkungen

[1] Vgl. hierzu Gentz an Philip Henry Earl of Stanhope, Wien, 19.01.1829 (bisher ungedruckt); zitiert nach "Gentz digital": http://gentz-digital.ub.uni-koeln.de/portal/databases/id/gentzdigital/titles/id/2629.html?l=de <02.10.2015>.

[2] Vgl. http://www.ub.uni-koeln.de/sammlungen/gentz <02.10.2015>.

[3] Vgl. http://gentz-digital.ub.uni-koeln.de/portal/home.html?l=de <02.10.2015>; zu "Gentz digital" vgl. auch den Beitrag von Michael Rohrschneider.

Empfohlene Zitierweise
Christian Maiwald, Die Korrespondenz des Friedrich von Gentz mit dem Internuntius Franz Freiherr von Ottenfels-Gschwind in den Jahren 1822-1825 (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00002/4), aus: Gudrun Gersmann, Friedrich Jaeger, Michael Rohrschneider (Hg.), Virtuosen der Öffentlichkeit? Friedrich von Gentz (1764-1832) im globalen intellektuellen Kontext seiner Zeit (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00002), in: mapublishing, 2016, Seitentitel: Einleitung (Datum des letzten Besuchs).